Teil 1 und 2

1. Teil

Anreise am 23.08.2009

Tränenreich und zügig habe ich mich von Hannah, Alina, Ricarda und meiner Mutter am hannoverschen Flughafen verabschiedet. Abschiede sind nicht so mein Fall, da ich dieses Gefühl zwischen Abschied und Vorfreude nicht mag. Selbst in Flugzeug konnte ich mich die ersten Stunden noch nicht so richtig auf mein neues Abendteuer konzentrieren: Im Flugzeug nach la Réunion wurde dann zuerst der Film Hannah Montana gezeigt und ich musste gleich an die quirlige Katrin denken, die ich in den letzten Monaten sehr ins Herz geschlossen habe, auch wenn ich das nicht unbedingt immer so sage…. Meine Familie habe ich in diesem Jahr noch nicht oft besuchen können, dann mein wunderschönes neues Zuhause in Göttingen mit meiner wunderbaren Andrea und meine Freunde dort- All das lass ich für mein Auslandssemester zurück.

Paris war HEIß, wie die letzten Tage in Göttingen, dass ich gefühlte 30°C nicht als überschätzt ansehe. Zum Glück hatte ich sechs Stunden, also genügend Zeit um von dem Flughafen Charles de Gaulle zum Flughafen Orly zu gelangen. Ich musste mich also auch nicht beeilen und habe alles ganz in Ruhe erledigt, sodass ich insgesamt 2h 45min gebraucht habe. Dazu muss ich aber sagen, dass ich auch die Anweisungen auf Französisch verstanden habe. Ich denke hierbei an Hannah und Alina, die mich im Dezember besuchen wollen und ihr Französisch ja etwas eingerostet zu sein scheint…:-) Also ihr beiden, jetzt gut aufgepasst: Die Ankunftshalle in CDG ist klein und etwas abseits vom Hauptgebäude. Wenn ihr also euer Gepäck abgeholt habt und den abgesperrten Bereich verlasst, müsst ihr eigentlich nur durch die Halle und vor dem Gebäude den Bus Nr.2 nehmen. Der bringt euch dann Orly ein Stück näher. Ich müsst nämlich umsteigen, da die Nr.2 euch nur zur Busanbindung Richtung Orly auf dem CDG Flughafen bringt. Ich weiß zwar nicht, wie die die Station heißt, aber es war wohl die zweite Station und dort sind auch viel ausgestiegen, am besten ihr fragt den Fahrer, nicht, dass ihr die Station verpasst, sonst könnte es knapp werden! Die Abfahrt Richtung Orly befindet sich übrigens auf der anderen Seite des Gebäudes! Die Fahrt nach Orly dauert etwa eine Stunde, aber der Bus war zum Glück klimatisiert.Übrigens läßt der Fahrer niemanden emehr einsteigen, wenn der Bus voll ist, aber „voll“ heißt in Paris, dass alle Plätze belegt sind. Auf la Réunion heißt „voll“: alle Mann die Luft anhalten, sonst fällt der letzte aus der offenen Tür!!!

Man muss übrigens spätestens 10 min. vor Abflug eingecheckt HABEN und durch die Absperrung bereits SEIN, sonst ist der Flieger weg!

In Orly am Fluhafen angekommen, hatte ich dann wahnsinnigen Hunger, da der „Snack“ im Flugzeug von Hannover nach Paris aus zwei Keksen und einem Kaffee bestand und ich in vor dem Flug vor Aufregung keinen Hunger hatte. So musste ich mir dann gezwungenermaßen ein Baguette für 4,50 Euro kaufen, was übrigens das günstigste Nahrungsmittel darstellte und im Resto „Port de France“ zu finden war. Das billigste war für 3,80 Euro zu haben, bestand aber aus einer Scheibe trockenen Emmentaler auf einem zähen Baguette, soweit wollte ich dann doch nicht gehen, schließlich habe ich ja auch zwei Tage offiziell Ferien! Außerdem hatte ich Durst und deswegen habe ich meine Gelüste mit einer 50 cl Aquarelflasche gestillt für 2,10 Euro- WUCHER! …. das dachte ich zumindest noch!

Neue Horizonte, Montag der 24.08.2009

Fliegen ist wunderschön, leider werde ich wohl einen überbezahlten Lehrerjob annehmen müssen oder aber mir einen zweiten Hauptverdiener zulegen müssen, da die Economy Class nichts für weite Flüge ist – im sitzen Schlafen geht mal gar nicht. Oder aber ich will niemanden neben mir haben, sodass ich die Sitze neben mir als Schafplatz nehmen kann, wie die meistens im Flugzeug die Möglichkeit hatten, außer mir, da ein irres Päarchen wohl auf Kuschelkurs stand und sich keine anderen Plätze ausgesucht hat! Ach ja, eine Möglichkeit besteht ja noch, dass ich einen Mitarbeiter einer Fluglinie heirate, dann gibt’s ja die Erste-Klasse-Flüge günstiger. Das ist ein guter Plan, dann ist die Suche schon mal begrenzt und ich muss nicht bei jedem Typen, der mir gefällt, aus den Schuhen kippen….:-)))

Schlafen stand also außer Frage. Deswegen habe ich lange die Sterne beobachten könne und musste feststellen, dass ich sie nie so klar und groß wahrgenommen habe. Keine Ahnung woran das lang, aber eigentlich kann das ja nicht damit zutun haben, dass ich ihnen dreitausend Meter näher war, da dreitausend Meter bei der Entferung im Ganzen nicht viel ausmachen kann. Also, alle mal scharf nachdenken, woran das wohl gelegen haben mag. Um Antwort wid gebeten! … Während des Landeanflugs auf La Réunion, habe ich das Meer dann beobachtet, weil dort so viele weiße Bewegungen zu sehen waren. Zuerst dachte ich, dass es Wellen sind, aber dann habe ich genauer hingeschaut und festgestellt, dass das ganz viele Wale oder Delphine sein mussten. Ich tippe aber eher auf Wale, da sie zu groß für Delphine waren. Sie sind immer aus dem Meer gesprungen, toll! Ich muss unbedingt mit einem Boot raus fahren!

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Endlich auf La Réunion und gleich mittendrin im réunionaisischen Leben! Es gab Streik und unser Taxi kam nicht, super! 2h 30min mussten wir warten und nur durch wiederholte Anrufe kam schließlich doch das bereits bestellte UND bezahlte Taxi und hat uns zur Uni gefahren. Auf dem Unigelände angekommen, haben wir erst unsere Zimmerschlüssel abgeholt, dann unsere schweren Koffer in unsere Zimmern abgestellt und sind dann fix zum DRI, wo wir uns anmelden mussten und Mme Sophie Varatchia uns ganz viele Papiere ausfüllen lassen hat. Mit „uns“ meine ich die mit mir angekommenen Erasmusstudenten: Zwei deutsche Alice und ??? (weiß nicht mehr) und Alberto, der Italiener. Den Kontakt habe ich aber nur richtig mit Alberto gehalten, da sich die beiden deutschen gleich zusammengegluckt haben. Nach dem ganzen Bürokratiekram habe ich eine kleine tour durch die Uni unternommen. Die Uni ist im Vergleich zu Göttinger Uni sehr klein. Alles ist leicht und schnell zu Fuss erreichbar, allein die durch die Hanglage bedingten Treppen sind etwas nervig, aber hej, das gibt nen runden Po! Während meiner kleinen tour habe ich gleich eine Réunionaisin, Sarah, getroffen. Wir kamen ins Gespräch und sind zusammen mensen gegangen. Die Mensa ist toll hier. Alle Essen für 2,90Euro und es gibt nicht nur Hühnchen oder Nudeln, sondern man kann als Beilage zwischen Nudeln, Reis oder „Körnern“ wählen, dazu gibt es dann Gemüse wie beispielsweise Ratatouille und das Hauptgericht wie Thunfischmasala, Kaninchengulasch, Fisch etc. Als Vorspeise verschiedene Salate und als Dessert kann Joghurt, Orst, Fruchtpuree, Kuchen etc gewählt werden. Wasser kann immer umsonst dazu genommen werden und Brot auch. Ach ja, und wer es lieber einfach mag, kann auch Pommes mit Cordonbleu etc essen…Ich sag ja, Göttingen kann da nicht mithalten im Preis Leistungsverhältnis. Anschließend habe ich mich mit Sarah für eine kleine Einkaufstour verabredet und bin erst einmal mein Zimmer tauschen gegangen. Das stellte sich als schwieriger heraus, als ich gedacht hatte. Die Putzfrau musste alles absegnen und die zu finden war schoneinmal eine Erfahrung. Jede Putzfrau hat zwei Etagen zu betreuen, aber gerade die Putzfrau meiner Etage ist, wie sich auch in den folgenden Tagen herausstellte, nie zu finden. Nachdem ich sie aber dann doch endlich gefunden hatte und mir einen neuen Schlüssel geholt hatte, habe ich ein besseres Zimmere erhalten. Frisch gestrichen und im Bad nicht ganz so schimmelig wie das vorige. Man wird genügsamer und gibt sich dann einfach zufrieden! Als großes Plus habe ich einen Balkon mit ‚halben‘ Meerblick, da ich in der untersten Etage bin und allein durch die Hanglage die Sicht auf das Meer erhalte. Am Nachmittag bin ich mit Sarah dann erste Einkäufe erledigen gefahren und habe gleich eine Unsumme von über 80 Euro ausgegeben für NICHTS! Die Preise hier sind einfach wahnsinnig hoch. Im Supermarkt „Casino“ 6Euro für das billigste Haargel, 1Euro für die günstigste H-Milch, 4Euro für Müsli und auch für sechs Rollen Toilettenpapier. IRRE, A…..  müßte hier unbedingt etwas gegen ihre Dauersitzungen unternehmen, am besten weniger Kaffee trinken, den kann man sich hier nämlich überhaupt erst nicht leisten, da mir weder Maschine noch Topf oder Wasserlocher zur Verfügung stehen! Nach dem Einkauf war ich fix und fertig, was bestimmt auch durch den Flug bedingt war (Wir haben hier auf La Réunion zwei Stunden Zeitverschiebung nach hinten) und bin bereits um 19h schlafen gegangen. Am nächsten Tag bin ich erst um 10h aufgestanden, da ich nichts Richtiges machen konnte. Meine offizielle Einschreibung konnte ich erst am Mittwoch vornhemen, sodass ich weitere Ecken des Campus erkundet habe. Momentan ist es gar nicht so heiß hier und nur um die 25°C. Am Nachmittag ziehen dann immer die Wolken auf, aber regnen tut es nur wenig. Erst im Dezember/ Januar soll es so richtig heiß werden, hat mir Sarah erzählt, sodass man sich dann nur noch früh und spät aus dem Haus quält. Deswegen hört mein Semester bereits auch schon Ende November auf und ich muss Anfang Dezember nur noch Klausuren schreiben. Die Regenzeit soll dann übrigens auch gleichzeitig sein.

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Ach ja, ich habe übrigens einen kleinen Mitbewohner, er heißt Glubschi und ist ein Gecko! Dank ihm bleiben mir die Kakerlaken und anderes Ungeziefer erspart!

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Am Dienstag Abend bin ich dann noch auf den allabendlichen Erasmustreffpunkt gegangen, wo eine Art Saufgelage stattfindet. Der Platz liegt etwas versteckt, aber unweit von der Cité Internationale. Abends können wir nämlich nicht wirklich raus, da das Viertel gefährlich sein soll. Gerade Mädchen mit heller Haut und blonden Haaren sollen sich bedeckt halten, wurde mir nahe gelegt, als mein Dekoletté etwas ausgefallener (Trägertop) war- die Spinner, hier ist es heiß, da werde ich doch keinen Rollkragen tragen! Auf La Réunion sind im Schnitt 30% arbeitslos, was übrigens als Grund angeführt wird. Bis jetzt geht es mir aber gut!

Die Einschreibung, Mittwoch 26.08.2009

Am Mittwoch habe ich mich dann schließlich einschreiben können, was fast den ganzen Tag gedauert hat. Erst anstehen, irgendetwas unterzeichen, warten und schließlich Karte abholen, boaaahhh, und all das in einem Büro mit 50 Mann/ Frau, man kann sich die Ausdünstungen nicht vorstellen, die bei heißen Temperaturen von manchen Menschen freigelassen werden. Entweder das ist stinkiger Schweiß oder aber die Pheromone der meisten Männer hier werden von meiner Nase als unqualifiziert deklariert.

Um 14h hatte ich dann endlich meine Studentenkarte, sodass ich meine zukünftigen Fakultäten (fakulté des sciences et technologies und des lettres) besucht habe um mir meine dortigen Kurse heraussuchen zu könne. Leider war dies aber nicht möglich, da ich von A nach B geschickt wurde und niemand wirklich Ahnung hatte, was mir ganz unverständlich erscheint. Schließlich habe ich herausgefunden, das erst am Freitag meine Kurse ausgehängt werden. Währende meiner Recherche habe ich Precille kennen gelernt. Sie wird mit mir im Master „Französische als Fremdsprache“ studieren. Sie kommt auch aus La Réunion und ist wirklich nett. Ich hoffe, einige Kurse mit ihr belegen zu können.

Am Donnerstag, heute, habe ich dann weitere organisatorische Dinge erledigt. Ich bin ins Stadtzentrum gefahren und wollte eigentlich einen Bankkonto erhöffnen, was sich aber als schwieriger herausstellte, als gedacht, da ich die gesuchte Bank nicht gefunden habe. Deshalb habe ich nur meinen BaföG-Antrag verschickt, Briefmarken gekauft, Handtücher gekauft und Kleinigkeiten für Zwischendurch. Ein Handy werde ich mir jetzt doch nicht zulegen, da das auf Dauer zu teuer wird. SMS kann ich hier ja auch mit Noras dt. Karte verschicken, da muss mir nur jemand mal Geld draufladen!!!!!MAMA??? Außer mensen mit vielen neuen Erasmusstudenten, habe ich heute nichts unternommen. Es wird ja bereits um 18.30h stockendunkel, sodass man fast schon schlafen gehen möchte. Daran muss ich mich auch noch gewöhnen! Alles wird dann eingestellt. Die Geschäfte werden bereits um 17.30h aufgeräumt, damit sie pünktlich zugemacht werden können und die Busse fahren nach 18.30h auch nicht mehr wirklich, sondern nur noch im Stundentakt bis maximal 20.30h.

Ach ja, heute musste ich 20Euro für Schwarzfahren bezahlen. Ich war richtig aus dem Häuschen. Ich bin hinten eingestiegen, da der Bus BRECHND voll war und ich mich gerade mal hinten noch habe reinquetschen können. Tja, und hinten gab es dann aber keine Stempelmaschine und als der Kontrolleur kam, hat er mich zur Kasse gebeten. So was doofes, als wenn es hier nicht bereits genügend teuer schon ist!

Mein zweiter Tag in der Uni, 01.09.2009

Am Wochenende war ich am Strand: „Boucca Canot“ und „Ermitage“. Mir persönlich gefällt Ermitage (da war ich am Samstag) besser, da dort weniger Wellen sind und man wunderbar im himmelblauen Wasser treiben kann und die Corallen und bunten Fische beobachten kann. Der Weiße Sandstrand ist nicht sehr breit, dafür aber sehr lang und an den Sandstreifen schließt sch ein dünner Baumstreifen an, der einem Schatten bietet. Toll! Am Strand Boucca war ich dann Sonntag mit Emma, einer englischen Ersamusstudentin.IMG_4871 Er hat  fast keine Bäume, dafür aber wahnsinnig viele Wellen, sodass eigentlich nur Surfer da sind und die Mädels von Surfern, die dich hauptsächlich sonnen, anstatt selber mal das Bord zu nehmen, um sich zwischen die Haie zu wagen. An diesen zwei Tagen habe ich mir einen wahnsinns Sonnenbrand auf den Schultern zugezogen. Ich hatte natürlich keine Sonnenmilch mit und muss mir die noch kaufen. Aber bis jetzt hatte ich das eigentlich noch nicht für notwendig gehalten. Die leichte Hautfarbenveränderung, die ich durch das Sonnenstudio bekommen habe, ist mittlerweile von einer viel dunkleren Farbe übertönt! Um an die Strände zu gelangen, muss immer ein Bus genommen werden, da es hier in St. Denis keinen Strand gibt. Das Meer hat zwar eine schöne Farbe, aber man sollte dort nicht reingehen, wurde uns nahe gelegt, da zwischen den Felsen viele Haie lauern. Und da mein Aufenthalt hier nicht durch so einen Zwischenfall gefährdet werden soll, habe ich dann doch lieber die kurvige, schnelle und halsbrecherische Fahrt mit dem „gelben Bus“, der uns bis hinter St. Paul nach Boucca und Ermitage gebracht hat. Man fährt dabei an der Küste entlang und sieht die Insel, wie sie sich vor einem in vielen Bergen auftürmt. Atemberaubend! Blöderweise hatte ich nur mein Handy dabei, und da mir das Verbindungskabel noch nicht nachgeschickt wurde, kann ich die Bilder noch nicht zeigen. Viele habe ich aber auch noch nicht gemacht, da mir dazu die Muße fehlte. Ich werde das aber noch nachholen.

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Jetzt ist erstmal das Studium angesagt. Die Kurse haben erst gestern richtig angefangen. Eigentlich hätte ich ja bereits letzte Woche mit den Kursen von Bio anfangen sollen, weshalb ich ja auch so früh hergefahren bin (was übrigens auch mein Glück war, sonst hätte ich nie den ganzen Bürokratiekram geschafft, der uns Erasmusleuten aufgehalst wurde!), aber aufgrund eines meetings in der „faculté des sciences und technologies“ von Meerebiologen wurde unser Start einfach eine Woche nach hinten verschoben, ohne, dass es uns mitgeteilt wurde, top oder? -egal! Tja, und heute ist bereits mein zweiter Tag und bisher habe ich außer Einführungsveranstaltungen in Bio auch noch nichts wirklich gemacht. Heute morgen hatte ich z.B. um 8h eine Vorlesung, die sich um 20min einfach mal verzögert hat! Trotzdem haben wir pünktlich um 10h Schluss gemacht, da andere eine Anschlussveranstaltung hatten. In Französisch ging es dafür aber gleich los, wenn auch noch nicht alle Kurse stehen. Die Organisation läuft hier ganz anders, aber es ist ja auch ein anderes Land und dann habe ich mich auch anzupassen, wenn das auch etwas nervig ist. Ich kann nicht verstehen, wie die Kurse immer noch nicht feststehen können, obwohl das Semester bereits begonnen hat!

Jetzt gleich geht es weiter. Deshalb höre ich erstmal auf. Heute Nachmittag werde ich mit Chryssa, einer Griechin, in die Stadt fahren und ein paar Einkäufe erledigen: Ich benötige unbedingt einen Kissenbezug für mein Kopfkissen!

2. Teil

Seit meinem letzten Eintrag ist eine Woche vergangen. Leider habe ich hier nicht die Zeit, euch über alle Einzelheiten zu informieren, da ich langsam tippe und nebenher viele neue Dinge kennen lerne. Außerdem habe ich von einigen von euch bereits leise Beschwerden gehört, dass meine Einträge zu lang seien. Aber überlegt doch mal, wenn ich Euch sehen würde, wäre das gerade mal ein Bruchteil von dem, was ich euch erzählen würde von meinen neuen Erlebnissen hier! Über eine starke Resonanz kann ich mich aber auch nicht gerade hier freuen, nur Heiner (Vielen Dank an dieser Stelle!) hat mir seine Ansichten bezüglich der Sternengröße mitgeteilt!

Heute ist Montag, eine neue Uniwoche hat begonnen. Die Vorlesungen haben bereits gestartet und ich belege meine Kurse ganz nach Vorschrift, ich mache sogar noch einige mehr, da hier der Semesterverlauf etwas anders ist. Anstatt das sich die Kurse wöchentlich wiederholen, habe ich diesen Monat in manchen Fächern noch frei, dafür aber ab Oktober dann doppelt. Komisch! Heute morgen hatte ich übersetzen, aber diesen Kurs werde ich vermutlich nicht weiter belegen, da dort ausschließlich die Übersetzung vom Französischen ins Deutsche (hier thème genannt, weil wir ja in Frankreich sind! In Deutschland würden wir das genau anders herum nennen!) gemacht wird, Donnerstag ist dann die Übersetzung vom Deutschen ins Französische (version) dran, welches mir Schwierigkeiten bereitet, sodass ich dort auf jeden Fall hingehen werde.

Letzten Mittwoch war der große offizielle Empfang im Conseil Régional, wo alle Austauschstudierenden von den „großen Männern“ dieses Départements bzw. der Stadt begrüßt worden.

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Der Sitzungssaal war ziemlich beeindruckend: ein runder großer Raum aus dunklem glänzendem Holz, dessen Ledersessel in kreisförmigen Etagen angeordnet waren. Nach der fast zweistündigen Begrüßung mit Begrüßungshäppchen und Fotos für die Zeitung, ging es dann weiter zurück in die Uni, in der wir Austauschstudierenden dann erneut von den Universitätsbeauftragten begrüßt und in verschiedenen Themengebiete der Universität eingeführt worden. Nach insgesamt fünf Stunden Vortrag, inklusive der zwei im Conseil Règional und einer IMG_5026musikalischen Darbietung eines réunionaisischen Sängers, hatten wird nur kurze Zeit uns über das bereits vorbereitete Mittagsbuffet zustürzen, bevor es zum nächsten, diesmal kulturellem Programmpunkt ging. Mit Bussen wurden wir zuerst zu einem indischen Tempel gekarrt, wo wir dann von einem sehr netten Herr die verschiedenen Ideen der Bauweise des Tempels erklärt bekommen haben. Das fand ich sehr interessant! Leider erlaubte uns die straffe Organisation nur eine halbe Stunde und so ging es auch schon in eine Mosche, die ich weniger aufregend fand, da der Islam in verschiedenen Seminaren in der Uni und auch schon in der Schule thematisiert wurde und ich schon öfter Moschen auf Exkursionen angeschaut habe. Bevor wir aber entlassen wurden, mussten wir auch noch in einen Park am Meer (der Strand bestand ausschließlich aus Steinen), der schön, aber unspektakulär war und so als kultureller Punkt ausgespart hätte werden können, sodass mehr Zeit für die anderen Programmpunkte geblieben wäre.

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Wieder zurück in der Cité Internationale, unserem Wohnheim, haben wir uns nur kurz frisch gemacht und sind dann auf einen von Studierenden organisierten Abend gegangen. Die Unisportgruppe „Cirque du feu“ trifft sich jeden Mittwochabend um zu jonglieren, Akrobatik zu üben etc. Dabei werden echte Feuerkunststücke geprobt, die teilweise sehr gefährlich aussähen. Beeindruckend! Es gab sogar einen Magier, von dem ich als Assistentin aufgefordert wurde. Es war alles sehr witzig und ungezwungen. Am kommenden Mittwoch werde ich wieder hingehen!

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Am Donnerstag bin ich dann zum Strand, ganz alleine, weil ich die Einzige war, die keine Kurse hatte, und es war wunderbar! Der Anfang war zwar etwas sonderbar, aber dann nur noch toll, toll, toll!!! Gleich als ich ankam, war ich in einer tollen Stimmung, da ich bereits auf dem Weg zum Strand viele Fotos geschossen hatte und einfach mal die Ruhe, für mich ganz alleine zu sein, genossen habe. Der Strand war nicht so überfüllt, wie an Wochenenden und so habe ich mich an den Rand der Masse gelegt und gleich angefangen mein Buch „Purple Hibiscus“ von Chimamanda Ngozi Adichie zu Ende zu lesen. Das Buch habe ich von Jessica, einer englischen Austauschstudentin, bekommen, die in Afrika aufgewachsen ist, in welchem Land habe ich aber gerade vergessen… das Buch ist jedenfalls klasse und ich habe es in zwei Tagen durchgelesen. Ich empfehle es weiter, auch wenn es nicht das beste Buch von dieser Autorin sein soll, wie mir gesagt wurde. Zwar habe auch ich einige kleinere Unstimmigkeiten zum Schluss hin bemängelt, aber das hat mein Lesevergnügen trotzdem bis zur letzten Seite nicht gemindert! Am Strand habe ich also gleich weiter gelesen und habe aus den Augenwinkeln einen Typen gesehen, der dauernd rübergeschaut hat. Den habe ich mal ganz gekonnte ignoriert, schließlich hatte ich ja mein Buch! Nachdem ich bereits mehrere Seiten gelesen hatte, hat sich dieser Typ dann einfach genau mir gegenüber gesetzt, gerade mal zwei oder drei Meter entfernt. Okay, damit konnte ich dann noch umgehen, und habe meine Ignorierschiene einfach weiter durchgezogen. Irgendwie hat der das aber nicht so ganz kapiert und hat sich doch dann tatsächlich direkt neben mich gesetzt und mit direkt, meine ich auch DIREKT! So ein Depp, blöder kann man sich auch nicht zeigen! Jedenfalls habe ich einfach mein Ding durchgezogen und gelesen. Irgendwann sollte das doch jeder verstehen, oder? Nagut, der nicht. Stattdessen hat er mich angesprochen und wollte mich einladen. Hallo, habe ich irgendwelches Interesse bekundet oder aber genau das Gegenteil gemacht? Also ich plädiere für das Gegenteil und wer nicht meiner Meinung ist, kann mir gestohlen bleiben. Eine Frau alleine am Strand, die ein Buch liest, ist doch keine Einladung! Jedenfalls musste ich den dann mit zu vielen Worten erstmal abwimmeln, da der doch das nicht so ganz verstehen wollte! Als er dann endlich Anstalten gemacht hat, sich zu erheben um wegzugehen, hat er doch tatsächlich noch absichtlich meinen Arm gestreift. So ein Arsch, aber ein weiteres Wort dazu wollte ich nicht verlieren, weil ich Angst hatte, dass der das als erneuten Diskussionsgrund ansieht. Also habe ich meinen Ärger darüber runtergeschluckt und stur wieder in mein Buch geschaut. Kurze Zeit später kam dann ein Mit-40er Mann und hat sich ein paar Meter direkt vor mir an einen Baum gelehnt und selber ein Buch gelesen, der hat zwar Null Interesse gezeigt, was ich angenehm empfand, aber dafür hat sich mir zwischen seinen zwei angewinkelt aufgestellten Beinen einen drittes entgegen gestreckt…auch nicht so witzig, wenn das genau meine Blickrichtung ist. Also habe ich mich ein Stück weiter zur Seite gelegt und schwups war mein Tag bis zum Abend nur noch schön. Ich war im durchsichtigen himmelblauen Meerwasser schwimmen und habe mich in der heißen Sonne trocknen lassen und mir einen erneuten Sonnenbrand zugezogen. Aber das macht nichts, mittlerweile bin ich schon so braun (vorher natürlich immer erst rot!sehr Tomaten-ähnlich), wie ich es seit langem nicht mehr war.

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Am Freitag bin ich am Nachmittag dann in die Stadt gefahren und habe mir Schnorchel, Taucherbrille und Flossen gekauft. Unter Wasser kann ich einfach nicht meine Augen offen lassen und damit ich die vielen Fische unter Wasser besser sehen kann, brauche ich halt Hilfsmittel. Außerdem habe ich mir ein indisches rot-oranges Betttuch gekauft, damit ich es als Tagesdecke bzw. Schmuck über mein Bett legen kann. Dazu habe ich dann gratis noch einen Kopfkissenbezug dazugehandelt. Damit wurde mein Zimmer gleich etwas wohnlicher. Jetzt muss ich nur noch ein paar Fotos ausdrucken, um sie dann noch an meiner Wand anzubringen. Diesen Shoppingtrip habe ich mit Chryssa, einer Griechin aus Tessaloniki, und Janine, einer Österreicherin aus Wien, gemacht. Beide sind sehr nett und wir verstehen uns super.

Mit Janine und Phileman (eigentlich heißt er ja Jean Yves, aber sein madagassischer dritter Vorname klingt viel schöner) bin ich am nächsten Tag zusammen zum Wasserfall von Chaudron gewandert. Der Weg war teilweise ziemlich nahe an einem wahnsinnig tiefen Abgrund, der glücklicherweise von vielen Pflanzen verdeckt wurde. Nach zweistündiger Wanderung umgeben von RIESIGEN Aloevera und anderen exotischen Pflanzen sind wir endlich angekommen und haben uns im Teich des Wasserfalls gebadet. Da wir aber keine Sonne hatten, sind nur Yves, eine Madagasse, und Janine (nach zögern) ins kalte Nass gesprungen. Ich habe schon so blaue Lippen bekommen. Außerdem wird das nicht der einzige Wasserfall bleiben, den ich mir anschauen werde. Um St. Denis herum gibt es ganz viele, die ich in den nächsten Monaten noch besichtigen kann. Außerdem wollen Hannah und Ali ja kommen und da ist ein Wasserfall auch im Pflichtprogramm. Der Rückweg ging dann etwas schneller, weil wir die Abkürzung über einen gesperrten Weg an einer nackten Felswand genommen haben. Der Weg war eine metallenes Gerüst, das an die Felswand angebracht war. Das war vielleicht ein Nervenkitzel! Yves war ganz vorne und hat dauernd „Doucement (ruhig bzw. langsam)“ gebrabbelt, während Janine hinter ihm „Schneller, schneller, ich will hier runter!“ geschrien hat. Ich war ganz hinten und habe den überwältigenden freien Blick genossen, der sich uns auftat, bis ich den Fehler gemacht habe und zwischen dem Eisengitter ins Nichts geschaut habe. Mein Gott, danach war mir ganz anders. Aber da die Hälfte schon geschafft war, bin ich natürlich weiter. Jetzt kann ich aber den Gedanken von Regisseuren nachvollziehen, wenn sie Menschen, die in Filmen immer bereits bis zur Hälfte eine Schlucht über eine wackelige Brücke überquert haben, wieder zurück gehen lassen, anstatt die letzte Hälfte weiter zu gehen. In diesem Moment denkt man eher, dass die erst Hälfte der Brücke einen ja getragen hat und deswegen sicherer erscheint, als der zweite, noch unbekannte, Brückenteil! Im Anschluss an die Brücke erschien uns der restliche Weg entlang des Abgrundes, aber dafür auf festem Boden, nur noch halb so gruselig. Ich habe sogar eine Papaya von einem Baum gepflückt und Kaktusfrüchte gefunden! Die Bananen waren leider noch zu grün und ganz bitter und dann habe ich noch eine kleine orange Frucht gefunden, dessen Saft man aber nur trinkt und die ich deshalb ausgelutscht habe. Zum Glück hatten wir Yves dabei, er studiert irgendwas mit Umwelt bzw. Wirtschaft, hat aber einige Fächer in Biologie belegt. Er hat uns viele Sachen zeigen können, sodass ich gleichzeitig noch eine Lehrstunde hatte.

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Am Sonntag bin ich mit Chryssa dann zum Strand nach Ermitage. Da die Straße repariert wurde, mussten wir einen anderen Bus nehmen, mit dem wir doppelt so lange gebraucht haben und der einen Umweg durch die Berge gemacht hat. St. Denis liegt, wie alle Küstenstädte der Insel, in Hanglage. Die Bergstraßen sind sehr kurvig, schmal und es gibt viele Serpentinen. Im Bus saß ich auf der rechten Seite und konnte, wenn ich aus dem Fenster blickte, teilweise nicht einmal mehr die Straße sehen, auf der wir fuhren, sondern nur den Abgrund. Dabei wurde mir richtig schlecht, da ich ja den Bus nicht fuhr und dieser Mann für mich wildfremd war. Hinzu kam, dass ich Busfahrten sowieso nicht gut  vertrage und so habe ich mich erst einmal übergeben. Ich war aber nicht die Einzige, was mich etwas beruhigt hatte. Erst am Strand ging es mir dann wieder besser und ich konnte das schöne Wetter genießen. Die 19Euro für meine Schnorchelausrüstung haben sich echt gelohnt. Ich habe wahnsinnig viele Fische gesehen in allen Farben. Teilweise kam ich mir vor wie im Zeichentrickfilm „Nemo“, da die Formen der Fische richtig ulkig waren. Ein Fisch sah aus wie eine Kuh, nur in lila! Da gab es Falterfische, Drückerfische (die mich an eine lila Kuh erinnert haben!), Feilenfische, Doktorfische etc. Schade, dass ich keine Unterwasserkamera habe, die würde sich hier wirklich lohnen. Außerdem muss ich wieder Kontaktlinsen tragen, da durch die winzigen Zwischenräume an der Seite meiner Brille Wasser eintritt und ich so andauernd auftauchen muss. Also Alina, besorg dir am besten Kontaktlinsen für die Zeit, z.B. Eintageslinsen!

Antworten

  1. Na Isoldchen, Wahnsinns-Landschaft, schöne Bilder, super Blog:) Warte gespannt auf Neuigkeiten…

  2. ach isolde, sooooooo schön sieht es aus bei dir und so herrliches wetter. ich wünscht, ich wäre auch bei dir. aber noch bis mittwoch arbeiten, dann hab ich auch endlich frei 🙂 kussi aus deutschland

  3. Liebe Isolde!
    Schon etwas bizarr, hier in Wolfenbüttel zu sitzen, dir zu schreiben und zu wissen, dass du so weit entfernt bist. Sowohl Zeit als auch Raum scheinen zusammen zu schrumpfen.
    Danke für deine prompte Nachricht. Ich freue mich sehr für dich, dass du so vielfältige, interessante und neue Erfahrungen machen kannst. Wir werden am 27.12. die Teetasse auf dich erheben und dir zuwinken.
    Das ist ein schöner Blog, den du hier entwickelst. Im Sommer war ich bei einer Freundin, die ihrerseits im Frühjahr auf La Réunion war. Schon da habe ich über die wunderbare Landschaft gestaunt.
    Liebe Grüße
    Barbara


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